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Dornröschen – Die spirituelle Bedeutung des Märchens

Schlafendes Dornröschen in der Rosenhecke

KÜSS DICH FREI ist inspiriert durch das Märchen Dornröschen, insbesondere durch sein bedeutendstes Schlüsselsymbol, den erlösenden oder befreienden Kuss. Aus diesem Grund ist es mir eine Herzensanliegen dir dieses Märchen aus einer spirituellen und mystischen Perspektive näher zu bringen, die heute weitgehend unberücksichtigt bleibt.



Inhalt


Geschichtlicher Hintergrund des Märchens

Das Märchen Dornröschen folgt in seinem Aufbau einer einfachen Variante der klassischen Heldenreise, wie wir sie z. B. aus dem Parzival, dem Nibelungenlied und der Edda kennen. Die verwendeten Symbole können bis in die ägyptische und griechische Mythologie zurückverfolgt werden. Es ist eines von wenigen Märchen, das – individuell und kollektiv – die gesamte Menschheitsentwicklung widerspiegelt und hat einen hohen spirituellen Wert, der den der reinen Adoleszenz (des Erwachsen-Werdens) insbesondere des rein sexuellen Erwachens weit übersteigt.

Ich werde versuchen, anhand der Schlüsselsymbole und des Grimm’schen Originaltextes (KHM50 von 1812-1815), die Figuren, in einen mystischen Kontext zu stellen, der ihnen (mikrokosmisch wie makrokosmisch) eine weitaus vielschichtigere Bedeutung einräumt, als die moderne materialistische Weltanschauung es zulässt. Dabei werde ich den Schwerpunkt der verborgenen Botschaften auf die Bewusstseinsentwicklung legen.


In den letzten Jahrzehnten wird den Gebr. Grimm oft vorgeworfen, sie hätten lediglich Erzählungen aller Kulturkreise der Welt gesammelt, geordnet und neu verfasst, also keine eigene schöpferische Arbeit geleistet. Mit dieser Aussage folgt man zwar dem aktuellen Ansatz der vergleichenden Literaturwissenschaft und – im besten Fall noch dem interdisziplinären Ansatz, der auch Erkenntnisse aus der Anthropologie, Ethnologie und Psychologie einbezieht, verschließt sich aber gegenüber dem spirituellen und mystischen Hintergrund des christlichen Einweihungsweges.



Dem Zerfall der Botschaft entgegenwirken

Selbstverständlich finden sich Bruchstücke alten spirituellen oder mystischen Wissens ebenso in derben, wollüstigen und grausamen Volksmünden des Mittelalters, wie z. B. der Version Giambattista Basiles (1634) oder der von Charles Perraults, wie in den feingeistigeren Dichtungen und Gesängen des gebildeten Bürgertums oder adelig höfischer Kreise. Das Vermächtnis der Gebrüder Grimm liegt nicht nur in der Sammlung und Ordnung dieser Bruchstücke, sondern darin, sie in eine Form und Sprache zu bringen, die


  1. ihre ursprüngliche mystische Botschaft der Schilderung des Menschlichen Einweihungs- oder Schulungsweges zwischen Geburt und Tod wieder vollständig enthält und so zu verhindern, dass sie weiter verwässern, verrohen oder verloren zu gehen.

  2. in unserem Unterbewusstsein die Erinnerungen an unseren geistigen Ursprung triggert, um den Sprung vom rationalen materialistischen Denken zum intuitiven, holistischen Denken zu vollbringen.

  3. dem zeitgenössischen erwachenden spirituellen Bewusstsein zur wahren Erkenntnis der Schlüsselbotschaften verhilft, um aus diesem Bewusstsein heraus das neue Zeitalter des Gleichgewichts und der Ganzheitlichkeit zu begründen, in dem weder Patriarchat noch Matriarchat überwiegt.


Märchen spiegeln jeweils einen Teil oder ein Gesamtbild der menschlichen Entwicklung und Bestimmung wider. Sie bewahren die Erinnerung an unseren göttlichen Auftrag als Menschenwesen innerhalb des Schöpfungsplanes.

In archaischen Bildern vermitteln die grimmschen Märchen dem (schlafenden) Unterbewusstsein uralte Weisheit und schenken unserer Seele dadurch nicht nur Hoffnung und Trost, sondern halten die Erinnerung der göttlichen Glückseligkeit, der Freude und Einheit in unseren Seelen wach, bis diese aus uns selbst heraus wieder erweckt und erneuert werden kann.


Der tiefe Sinn unseres Daseins liegt in alten Märchen verborgen. Sie haben die kosmische Botschaft vom Weg und Ziel der Seele, den universellen Schöpfungsplan zur neuen Menschwerdung, als einen königlichen Schatz für uns bewahrt

~Christa Siegert


Ein jeder erkenne, was ihm entspricht

Mythen, Sagen und Märchen sind seit Jahrtausenden die Medien, um die Wahrheit über unseren Ursprung und unsere Bestimmung während der dunklen Zeit der Trennung aus der Einheit, des Abfalls von unserem göttlichen Ursprung vor dem Vergessen zu bewahren.

Der Weltenplan Rudolf Steiners erklärt systematisch die Entwicklung des Menschen vom Fall aus dem Paradies auf die Erde (Fluch und Schlaf) über den Moment des Erwachens (Kuss des Prinzen) und des folgenden Aufstiegs (Hochzeit) zurück in ein neues Paradies, das wir aus uns selbst heraus erschaffen (neues, größeres Königreich und langes Leben).

Weiterhin wird diese Betrachtung die hohe Kunstfertigkeit der Verfasser belegen, die fähig waren, in einem Text von solcher Kürze das komplette Mysterium der Schöpfungsgeschichte und Menschheitsentwicklung in Bilder zu bringen, die dem Leser das Wissen offenbaren, das seinem Bewusstseinsstand entspricht. So sind Märchen für die einen nur nette Geschichten mit moralischem Lehrgehalt, für andere psychologische Abhandlungen und wiederum für andere ein Quell der göttlichen Wahrheit auf ihrem praktischen Schulungsweg.



Die Prophezeiung

Vor Zeiten war ein König und eine Königin, die sprachen jeden Tag, „ach, wenn wir doch ein Kind hätten!“ und kriegten immer keins. Da trug sich zu, als die Königin einmal im Bade saß, dass ein Frosch aus dem Wasser ans Land kroch, und zu ihr sprach, „dein Wunsch wird erfüllt werden, und du wirst eine Tochter zur Welt bringen“

Schon in diesen zwei Sätzen, liegen mystische Bilder verborgen, die sich in früheren Zeiten nur Eingeweihten entschlüsselt hätten, in der Gegenwart aber von immer mehr Menschen erkannt werden können. Das Symbol des Frosches ist schon aus Ägypten als Zeichen der großen fruchtbaren Muttergöttin (Hekate) bekannt (griech. Isis) und steht auch im frühen Christentum und im Zen-Buddhismus für Geburt, Erneuerung und Wiedergeburt.



Dass die Königin bei der Prophezeiung im Bade sitzt und der Frosch aus dem Wasser an Land kriecht, ist einerseits ein starkes Bild für den Weltenbaum, der im Weltenmeer steht (Paradies) sowie für die Erschaffung der Erde als Spiegelbild des Kosmos und als Muttergöttin der Fruchtbarkeit und Ort für die irdische Inkarnation und den dort zu bewältigenden Erkenntnispfad.

Auch der Wunsch des Königs (Himmelsvaters) und der Königin (Erdenmutter) nach einem gemeinsamen Kinde (Mensch) kann als Hinweis auf die freie Entscheidung des Menschen gesehen werden, der sich entschließt vom Baum des Todes (Inkarnation/Geburt) zu essen und somit bewusst in Kauf nimmt, auf die Erde zu „fallen“, um dort Erkenntnis und Schöpferkraft zu entwickeln.



Die Figur des Dornröschens

Die Hauptfigur als ursprünglich reine, unschuldige (unbewusste/unverantwortliche) – paradiesische – Menschenseele.


… die Königin gebar ein Mädchen, das war so schön, dass der König vor Freude sich nicht zu lassen wusste und ein großes Fest anstellte.


Die Schönheit des Kindes kann man hier mit der seelischen Vollkommenheit übersetzen, während die Freude des Königs den paradiesischen Gemütszustand beschreibt. Wir haben hier also den Menschen vor uns, der eingebunden in der göttlichen Wahrheit (unfrei) als Geschöpf Gottes im Paradies gelebt hat.


Mit Paradies (die Einheit, im Märchen das Schloss) drückt hier spirituell gesehen keinen irdischen Ort oder Garten aus, sondern einen Bewusstseinszustand, der noch keine ICH-Kraft, keine eigene Schöpferkraft (eigenständiges Denken) besitzt und somit auch keine Verantwortung trägt. Dieses Einheits-Bewusstsein entspricht in etwa dem heutigen Unterbewusstsein, das durch das Wirken der göttlichen Kräfte in ihm geführt wird, sich also noch nicht selbst führt.

Der König, der sich an der Schönheit dieses Kindes freut, steht spirituell gesehen für den Himmelsvater und seine Engel, denn sie haben ein ganz neues Wesen erschaffen, dem die freie Wahl geschenkt wurde, ob es unfrei bleiben (Geschöpf) oder frei werden möchte wie sein (Schöpfer).


Dass das Königspaar ein Mädchen bekommt, entspricht dem Urprinzip des Weiblichen (magnetisch/passiv/empfangend), also dem eingebundenen, unfreien, noch nicht aus eigenem Willen agierenden Bewusstsein. (Bitte rein geistig und nicht geschlechtlich begreifen!) Es wird hier einer von zwei Polen der Einheit geschildert, die später in der aus freiem Willen geschlossenen Hochzeit wieder vereint werden.



Orte: Das Schloss und das Reich

Das Schloss stellt im Märchen den wohlbehüteten Ort, das Paradies dar, in dem es Dornröschen, ihren Eltern und dem ganzen Hofstaat an nichts mangelt (Fülle).

Dieses Schloss liegt jedoch innerhalb des Reiches und steht somit auch für die göttliche Essenz in uns, unseren inneren göttlichen Wesenskern, der auch während der Inkarnation in einen Körper erhalten bleibt.

Das, was außerhalb des Schlosses liegt – der gegensätzliche Pol des Schlosses, die Außenwelt oder irdische Welt, ist das Reich. Damit kommt Dornröschen als unschuldiges Kind (paradiesische Seele vor dem Fall) aber noch nicht in Berührung.



Der Prinz

Der Held, der durch die männliche Qualität (elektrisch, aktiv, agierend) des Mutes das Dornröschen wachküsst. Wichtig ist hier, dass der Prinz von außen kommt und nach Innen (ins Schloss und den Turm) reist. Er repräsentiert die Kräfte, die im Außen wirken und sich ausleben.

Er ist furchtlos und diese Furchtlosigkeit ermöglicht es ihm gegen jeden Zweifel aktiv zu werden. Er überwindet die Widersacher Kräfte – die Angst. Er vertraut auf sich selbst und darauf, dass alles gut wird. Dieses Vertrauen ist eine intuitive Kraft, wird also weder rational durch den Verstand noch aus Habgier (EGO) getroffen. Die Intention dieses Vertrauens entspringt einem unschuldigen und völlig erwartungslosen Wunsch. Er will das Dornröschen nämlich nicht retten, sondern sehen!


Da sprach der Jüngling ‚ich fürchte mich nicht, ich will hinaus und das schöne Dornröschen sehen.‘


Warum benutzten die Gebrüder Grimm hier das Verb sehen und nicht retten? Ist der wirkliche Zufall? Nein, dieses Wort wurde ganz bewusst gewählt, uns weist den spirituell bewussten Menschen darauf hin, dass das, was dort hinter der hohen Dornenhecke auf schläft nichts Materielles, sondern geistiger Natur ist und nur durch helles Sehen (höhere Wahrnehmung) erkannt und errungen werden kann.


Das hier nicht das sinnliche Sehen mit unseren physischen Augen gemeint ist entschlüsselt sich dem, der auch liest, was nicht geschrieben steht. Der Prinz erfährt vom Großvater nichts über den Fluch und es wird ihm auch nicht in Aussicht gestellt, dass der, der das Dornröschen rettet es zur Frau bekommt und dadurch sein eigenes Königreich vergrößert. Er erfährt nur davon, dass die Königstochter wunderschön sei und seit 100 Jahren hinter einer undurchdringlichen Dornenhecke schläft.


… Nach langen langen Jahren kam wieder einmal ein Königssohn in das Land, und hörte wie ein alter Mann von der Dornhecke erzählte, es sollte ein Schloss dahinterstehen, in welchem eine wunderschöne Königstochter, Dornröschen genannt, schon seit hundert Jahren schliefe, und mit ihr schliefe der König und die Königin und der ganze Hofstaat.


Warum werden sowohl König und Königin sowie der ganze Hofstaat 3-mal (am Anfang, in der Mitte und am Ende) des Märchens destailliert erwähnt? Hier wollen uns die Gebr. Grimm darauf hinweisen, dass das Schicksal von Dornröschen kein Einzelschicksal ist, sondern von allen Menschen geteilt wird.

In den Schlaf zu fallen und daraus wieder zu erwachen, gehört also sowohl zu Entwicklung des Einzelnen wie auch der Menschheit als Ganzes (Gemeinschaft).


Dornröschen an der Spindel, dass der  Prinz findet.


Der Großvater

Der Verstand (Widersacher/Zweifler) wird hier durch den alten Mann und Großvater repräsentiert, der einerseits Hüter des Wissens ist und von Dornröschen erzählt, andererseits von seiner Rettung abrät (Intellekt/Vernunft), weil er nicht will, dass seinem Enkel das gleiche Schicksal widerfährt, wie allen Rittern und Prinzen vor ihm, die in der Dornenhecke qualvoll gestorben sind.


Er wusste auch von seinem Großvater, dass schon viele Königssöhne gekommen wären und versucht hätten durch die Dornenhecke zu dringen, aber sie wären darin hängen geblieben und eines traurigen Todes gestorben. …

Der gute Alte mochte ihm abraten, wie er wollte, er (der Prinz) hörte nicht auf seine Worte.


Die Prinzen, die in der Dornenhecke in der Vergangenheit hängen geblieben und in ihr gestorben sind, stehen also spirituell gesehen für all die Inkarnationen unserer Seele in denen wir noch nicht das Bewusstsein errungen hatten, um die Dornenhecke (Widersacherkräfte) zu überwinden.



Der richtige Zeitpunkt

Der Zeitpunkt, an dem die 100 Jahre vergangen sind und die Dornenhecke zu blühen beginnt und sich lichtet, ist genau der Zeitpunkt, an dem das menschliche Bewusstsein den Entwicklungsstand erreicht hat, um die Rückkehr ins Schloss (Paradies) anzutreten.


Nun waren aber gerade die hundert Jahre verflossen, und der Tag war gekommen, wo Dornröschen wieder erwachen sollte. Als der Königssohn sich der Dornenhecke näherte, waren es lauter große schöne Blumen, die taten sich von selbst auseinander und ließen ihn unbeschädigt hindurch, und hinter ihm taten sie sich wieder als eine Hecke zusammen.


Der Originaltext zeugt hier unmissverständlich davon, dass der Prinz nicht durch Kampf und Gewalt die Hecke zerstört oder überwindet. Nein, sie tut sich ohne sein Zutun vor ihm auf und lässt ihn hindurch. Sie erblüht zu dem Zeitpunkt, an dem ein friedliches Bewusstsein sich ihr nähert. Ein Mensch, der aus reinem Mitgefühl (helle Sinne spirituelles Bewusstsein) ohne selbstsüchtige (Profitgier) Gründe die Prinzessin sehen will.

Dieses Bild lässt uns erkennen, dass der Prinz völlig selbstlos handelt. Er zieht nicht los, um die Liebe oder das Schloss oder gar das Königreich zu erobern, sondern nur um sie zu sehen.

Da sprach der Jüngling ‚ich fürchte mich nicht, ich will hinaus und das schöne Dornröschen sehen.

Und noch etwas fällt auf. Er zieht hinaus. Oberflächlich betrachtet stutzen wir hier zuerst, denn der Prinz lebt ja im äußeren Reich, also außerhalb des Schlosses (Paradieses). Tiefer betrachtet, verlässt er aber eben dieses äußere Reich. Er zieht aus dem Außen hinaus und tritt durch die sich vor ihm teilende erblühte Hecke in das Innere Schloss ein. Er zieht also von außen nach innen. Darin finden wir den spirituellen Hinweis, dass das Paradies, das Glück, die Zufriedenheit nicht in der Außenwelt zu finden sind. Um das Paradies (Glückseligkeit) zu finden, müssen wir uns nach Innen wenden. Wir müssen und unserem innersten göttlichen Wesenskern (ICH/Christusimpuls) zuwenden.



Warum 100 Jahre?

Der Zeitraum von 100 Jahren ist im Märchen nicht in unserer Zeit zu messen. Hier geht es um die Symbolik bzw. geistige Qualität der Zahlen Eins und Null. Wichtig ist, dass die Null zweimal vorkommt und sich so nicht nur ihre eigene Symbolik verdoppelt, sondern sie verstärkt auch die Qualität (Schwingung) der Eins.


Die EINS

steht für die Ganzheit, die ursprüngliche göttliche Schöpferkraft, das ICH. Sie steht aber auch für Selbstermächtigung, Führungskraft und Unabhängigkeit bzw Freiheit.


DIE NULL

steht für unendliches Potenzial, Ursprung von allem, was ist und wird, das Ganze oder Nichts, die vollkommene Vergeistigung, das sogenannte goldene Ei oder Weltenei.

Die 100 steht hier also für den Zeitpunkt im Schöpfungsplan, an dem der Mensch ein Bewusstsein erlangt hat, das es ihm überhaupt erst möglich macht, die Widersacherkräfte zu überwinden und sich von Angst zu befreien. Sie steht für das Erwachen des spirituellen Bewusstseins, dass erst ab einer bestimmten Stufe der ICH-Entwicklung möglich wird, sich weitgehend von Egoismus und Gier gereinigt und das SELBST ausgebildet hat. Sie steht für das Erlangen der Selbstermächtigung und Eigenverantwortung für unser Denken, Fühlen und Handeln, bezogen auf die vorhandene und die eigene Schöpfung. Sie führt auf den Weg der Freiheit und göttlichen Schöpfermacht über das intuitive (holistische oder ganzheitliche) Denken, das das rationale Denken integriert und transformiert hat.


Ich rede hier absichtlich von Integration und Transformation des rationalen Verstandes, nicht von der Eliminierung desselben, wie es in der esoterischen Szene weitläufig gelehrt wird. Der Verstand ist nicht schlecht oder böse, genauso wenig wie das EGO nicht grundlegend schlecht ist. Beide sind notwendig, müssen ausgebildet und gelebt werden und dürfen dann wieder verwandelt werden. Individuell geschieht das innerhalb der Bewusstseinsentwicklung. Kollektiv ist das eine evolutionärer Prozess (Bewusstseinsevolution).

7-Stufen der Menschheitsentwicklung

Als Kollektiv erleben wir diese Zeit bzw. den Zeitpunkt, an dem die „100 Jahre“ rum und das Erwachen möglich wird innerhalb der Gegenwart. Individuell erlebt jeder sein eigenes Erwachen im SELBST, wenn er sein Bewusstsein entsprechend ausgebildet hat. Innerhalb des Weltenplanes (Schöpfungsplan) bezieht sich dieser Zeitraum kollektiv zwischen der 4-7 Runde der vierten Stufe der Menschheitsentwicklung. Der Fluch der 13. Fee wurde durch den Wunsch der 12. Fee auf 100 Jahre begrenzt. Das Ende des dunklen Fluchs, des Schlafs des Abfalls des Menschen vom Göttlichen Gesetz/Gebot ist also genau vorherbestimmt und sein Erwachen, die Rückkehr zu seinem göttlichen Ursprung, nicht aufzuhalten.


Es ist essenziell, zu begreifen, dass der Prinz nicht durch Kampf (Krieg) durch die Hecke kommt, sondern durch ein mitfühlendes und friedliebendes Bewusstsein.

Dass sich die Hecke hinter ihm wieder schließt, betont die Wahrheit, dass jeder Mensch für sich dieses Bewusstsein erarbeiten muss. Es ist nicht so, dass einer vorangeht und das Tor für alle öffnet, leider. Das Schöne: inzwischen sind wir kollektiv mitten drin in diesem Prozess.

Aus diesem Grund hört er auch nicht auf den Rat des Großvaters. Denn der Großvater lebt aus den Erfahrungen der Vergangenheit (der alten Welt, einem alten Bewusstseinszustand). Der Prinz aber lebt in der Zukunft, in einer neuen Zeit und in einem neuen Bewusstsein, das nicht mehr durch die Erfahrungen des Großvaters bestimmt wird. Das spirituelle Bewusstsein des Prinzen erschafft neue Erfahrungen völlig anderer Qualität und höherer Schwingung.



Rückzug in Stille und Einsamkeit

Der Rückzug von der lärmenden Außenwelt voller Vergnügen und Ablenkung läutet den Einweihungsprozess (auch Erlösungsprozess oder Erleuchtungsprozess) ein.

Fragen wir uns bewusst: Was findet der Prinz vor, als er in das Schloss gelangt? – Einen schlafenden Hofstaat! Die Hecke zu durchdringen ist also erst die halbe Miete, damit ist der Fluch noch nicht gebrochen, der Schlaf noch nicht beendet.

Das Durchringen der Hecke steht einzig dafür, dass jetzt die Möglichkeit da ist, es zu vollbringen (zu erwachen). Der Prinz lässt also den Lärm der Außenwelt hinter der Hecke zurück und findet in die Stille – und in dieser Stille ist er ganz allein!


Bedeutend ist auch die detaillierte Schilderung, dass er sich vom äußeren Schlosshof in das Schloss hinein bewegt, erst in die Räume der Dienstboten und dann zum Thronsaal. Sein Weg führt ihn also immer tiefer in die Stille hinein und schildert genau, was er dort alles sieht, sogar die schlafenden Fliegen an der Wand. Sein Bewusstsein scheint also geschärft, wie im Zoommodus, erweitert, sieht klarer. Er entdeckt das, was vor den Augen der Menschen der Außenwelt verborgen ist. Ein wunderschönes Bild dafür, dass er auf diesem Weg (der Stille und Einsamkeit) Erkenntnis erlangt.

Der Eremit im Tarot

Von dieser Abkehr von der äußeren Welt und der Suche nach geistiger Erkenntnis im Innern unseres Selbst spricht auch die Tarot-Karte DER EREMIT mit der Zahl 9.


Als er so tief in sein Innerstes vorgedrungen ist, das Allerheiligste erreicht, den Thronsaal, wo König und Königin schlafen (Wesenskern, in dem die Anlagen des Gottes und der Göttin schlummern), muss er noch weiter gehen und nach oben steigen.


Das ist der Zeitpunkt des Erwachens im spirituellen Bewusstsein. In dem er seinen Ursprung erkennt und sein SELBST ergreift.


Im Schlosshof sah er die Pferde und scheckigen Jagdhunde liegen und schlafen, auf dem Dache saßen die Tauben und hatten das Köpfchen unter den Flügel gesteckt. Und als er ins Haus kam, schliefen die Fliegen an der Wand, der Koch in der Küche hielt noch die Hand, als wollte er den Jungen anpacken, und die Magd saß vor dem schwarzen Huhn, das sollte gerupft werden. Da ging er weiter, und sah im Saale den ganzen Hofstaat liegen und schlafen, und oben bei dem Throne lag der König und die Königin. Da ging er noch weiter, und alles war so still, dass einer seinen Atem hören konnte, und endlich kam er zu dem Thurm und öffnete die Türe zu der kleinen Stube, in welcher Dornröschen schlief.


Nun steigt er in die Höhe (Aufstieg in ein höherschwingendes Bewusstsein). Er steigt in den Turm (Geistselbst/Lebensgeist/Geistmensch) hinauf und findet im obersten Turmzimmer die schlafende Prinzessin. Was passiert hier: der Prinz (männliche Seelenanteile) findet sein Gegenstück, seine Prinzessin (weibliche Seelenanteile). Er ist also der Ganzheit, der Einheit, dem Gleichgewicht, der Mitte, dem Glück ganz nah. Er erkennt, was ihm zu seinem Glück gefehlt hat bzw. was ihm gefehlt hat, um sich wieder wie im Paradies zu fühlen.


Man könnte hier noch sehr viel mehr in die Tiefe gehen und sich z. B. fragen, wofür stehen die Pferde und Jagdhunde. Wofür stehen die Tauben auf dem Dach? Und wieso ist es ausgerechnet ein schwarzes Huhn, das gerupft werden soll (die Mehrheit der Hühner ist weiß!)? Steht das schwarze Huhn vielleicht für Schattenarbeit?

Ganz klar ist an dieser Stelle bereits zu bemerken, dass die Gebrüder Grimm eingeweihtes Wissen besaßen und die Gabe, dieses in starke Bilder zu bringen, die das Unterbewusstsein jedes Menschen erreichen.


Junges Paar, das sich im Rosenregen küsst


Der Kuss auf den Mund

In dem Moment, wo der Prinz sein Gegenstück erkennt, wird er von dessen Schönheit (Vertrautheit) so überwältigt, dass er nicht anders kann, als es auf den Mund zu küssen. Die Liebe und Vertrautheit, die er fühlt, ist so stark, dass er sich – ohne rational nachzudenken -, mit Dornröschen verbinden möchte. Warum tut er das durch einen Kuss auf den Mund und nicht wie in derberen und dunklen mittelalterlichen Versionen durch sexuelle Vereinigung oder gar Vergewaltigung? Weil die geschlechtliche Vereinigung aus unbewusstem, niederem Trieb, aus Instinkt heraus vollzogen wird, während der Kuss eine bewusste und in der Regel unschuldige Zärtlichkeit ist, die aus wahrhaftiger Zuneigung oder sogar Verehrung geschenkt wird.

Lies auch meinen Beitrag über die Magie des Kusses: Link


Mit dem Geschlechtsakt können wir jemandem Gewalt antun, mit einem Kuss nicht. Der Kuss ist grundsätzlich eine friedvolle und verbindende, versöhnende, respektvolle und zärtliche Geste. Er verbindet nicht zwei Körper miteinander, sondern zwei Seelen in einem Geist. Er ist ätherischer, feinstofflicher, höher schwingender als der elementare Geschlechtsakt.

Er dringt nicht körperlich in den anderen ein, sondern berührt den Mund nur flüchtig und zieht sich dann wieder zurück. Diese Berührung des Geistes des Küssenden löst im Geküssten eine Erinnerung aus. Die Erinnerung an die einstige Verbundenheit, mit dem Küssenden (im Paradies).

Natürlich gibt es viele Arten des Küssens, auf die ich in einem anderen Artikel näher eingehe.


Warum ist es im Märchen immer der Mund? Der Mund ist essenziell mit dem Weg des Atems verknüpft. Der Atem, der uns nach der Geburt als göttlicher Odem in unserem Körper zum Leben erweckt (eingehaucht wird). In dem wir also unserem Atem beim Kuss mit dem Atem des Geküssten vermischen, verbinden sich auch unsere Seelen miteinander. Mehr darüber erfahren wir später bei der Erklärung der Hochzeit.



Die Dornenhecke: Dornen und Rosen!

Die Dornenhecke repräsentiert die Schwelle zwischen der geistig göttlichen Welt und der irdischen elementaren Welt, zwischen Fülle und Mangel, zwischen Wahrheit und Illusion (Lüge) oder Einheit und Dualität. Sie ist die Grenze zwischen Einheit und Spaltung. Ihre Dornen stehen für all die Herausforderungen, die es im Leben zu überwinden gilt und die Ritter, die zwischen den Dornen sterben stehen für all das Leid und all die schmerzlichen Erfahrungen, die wir dabei über alle Inkarnationen hinweg erleben. Wir finden dieses Symbol auch im Dornenkranz oder der Dorenkrone, die Christus trägt.

Dornröschen und ihr ganzer Hofstaat werden hinter der Hecke von ihrem Volk (den inkarnierten Seelen) vergessen. Ein Bild für das Vergessen der geistigen Welt und unseres göttlichen Ursprungs bei der Geburt. Nur ein paar Alte im Reich erinnern sich (die Hüter) und sorgen dafür, dass eines Tages Erlösung stattfinden kann.



Die Zeit des Erwachens bricht an, wenn die Dornenhecke erblüht und zur Rosenhecke wird. Die Rose symbolisiert das Erwachen des Selbst durch die ICH-Kräfte des Denkens und damit des Beginns des selbstschöpferischen Wachbewusstseins oder wiederkehrenden Liebesbewusstseins. Wir kennen dieses Symbol aus dem Kreuz der Rosenkreuzer, in dessen Mitte eine Rose blüht. Sie blüht auf der Kreuzung zwischen Senkrechte (Geist/Ewiges Leben) und Waagerechte (Materie/Erdenleben), also genau dort, wo Bewusstsein und Erkenntnis entstehen.

Die Rose repräsentiert den Christusimpuls (ICH) in uns, der die Überwindung des niederen Egos ermöglicht, den Boden für den Verstand und die Vernunft schafft und den Samen für die wahre Schöpferkraft in sich birgt.


Wenn die Rose in uns erblüht, kehrt die Erinnerung an unseren göttlichen Ursprung zurück und führt alle Gegensätze in einer neuen Einheit (Hochzeit) zusammen. Die Hochzeit als Synonym für eine hohe (glückliche) Zeit, ein neues goldenes Zeitalter oder die Rückkehr ins Paradies, den Aufstieg.



13 Feen oder weise Frauen

Sie repräsentieren die 13 Ur-Kräfte/Prinzipien, die innerhalb des Reiches wirken, also sowohl in der geistigen Welt (des Schlosses), wie auch in der materiellen Welt der irdischen Natur (der Außenwelt des Schlosses) wirken.

die Geburt von Dornröschen (Schöpfung des Menschen) soll also mit einem großen Fest gefeiert werden.


Er (der König) lud nicht bloß seine Verwandten, Freunde und Bekannten, sondern auch die weisen Frauen dazu (Zum Fest) ein, damit sie dem Kind hold und gewogen wären. Es waren ihrer dreizehn in seinem Reiche, weil er aber nur zwölf goldene Teller hatte, von welchen sie essen sollten, so musste eine von ihnen daheim bleiben.


Der Tierkreis, wie er uns in den letzten Jahrtausenden überliefert wurde, bestand aus 12 kosmischen Urkräften, die je einem Sternbild unserer Galaxie zugeordnet wurden. Dass es eigentlich 13 Kräfte und Sternbilder sind, wurde lange Zeit (bis zur Zeitenwende) vergessen. Dass es ausgerechnet das Sternbild des Schlangenträgers ist, das über viele Jahrtausende aus unserem Bewusstsein entschwand, hat tiefgreifende Bedeutung.


Ein unglaublich schönes Sternbild und Symbol für den Menschen, der mit Licht und Dunkelheit, mit Fall und Aufstieg, mit Materie und Geist, mit Verderben und Heilung, der SCHLANGE jongliert und versucht das Gleichgewicht herzustellen.



Das Sternbild des Schlangenträgers (13. Fee) in der Mitte des Tierkreises, als Symbol und als Sternbild.

Die Schlange, die sowohl Symbol des Bösen wie auch der Heilung von dem Bösen ist ein Doppelsymbol und zeugt damit für die Umkehr des Bewusstseinsprozesses vom Fall zum erneuten Aufstieg. Die Schlange symbolisiert Luzifer (den Lichtträger), der den Menschen im Paradies verführt und somit zu seiner „Vertreibung“ auf die Erde führt, wo er fortan in der Dualität in Frau und Mann geteilt ist. Er ist nicht mehr schön (vollkommen) sondern sündig (unvollkommen). Auch Luzifer als Lichtträger ist ein Doppelsymbol.


In dem er den Menschen in die Dunkelheit führt, ihm den Wunsch nach Selbsterkenntnis einflüstert, steht er als Schlange oder flügelloser Drache für die Sünde, von der wir uns auf dem irdischen Erkenntnispfad wieder reinigen müssen, um ins Paradies zurückzufinden. Andererseits steht er auch als Schlange und geflügelter Drache für das Licht der Erkenntnis, das uns durch das Erwachen zum Aufstieg führt und uns so ermöglicht, selbst ein schöpferische göttliches und freies Wesen zu werden. Diese heilende Wirkung der Schlangensymbolik findest sich noch heute im Hermesstab (Caduceus) der Mediziner.


Die 13’te Fee ist eifersüchtig, weil sich nicht eingeladen wurde und verflucht aus Rache das geliebte Kind des Königs. Die Eifersucht Luzifers (der bis dahin Gott am nächsten stand), auf den Menschen (mit dem Gott ein Wesen erschaffen wollte, das ihm gleich sei), spiegelt sich im Symbol der eifersüchtigen 13. Fee. Da Luzifer nach der Verführung des Menschen aus dem Himmel auf die Erde verbannt wurde, entschwindet auch das Sternbild des Schlangenträgers aus unserem Bewusstsein.

Der, der uns Licht und Erlösung bringen wird, ist also zugleich der, der den Fluch ausgelöst und uns den Tod gebracht hat. Die Vertreibung Luzifers aus dem Paradies (Himmel) und die von ihm aus Rache verführte Menschheit, die in den Tod fällt (Inkarnation/Leben zwischen Geburt und Tod) wird in diesem Bild des Fluchs der 13’ten Fee thematisiert.


Die zwölfte Fee, die den Fluch des ewigen Todes auf einen 100-jährigen Schlaf mildert und so die Möglichkeit erschafft, dass der Mensch zu seinem göttlichen Ursprung in einer neuen Einheit zurückkehren darf, steht für die Führbitte der Maria (Liebeskraft) für den Menschen. Sie ist ein Symbol dafür, dass der Mensch sich eines fernen Tages nicht mehr in einen Körper inkarnieren muss, sondern den Kreislauf der Inkarnationen durchbrechen kann.


Interessant ist auch, dass es in früheren Märchenfassungen zunächst sieben Feen waren, die das Bild der sieben Schleier der Isis oder des Vergessens, die sich bei unserer Geburt über unsere Seele legen, in den Vordergrund stellten. Es weist auch als Doppelsymbol auf die 7 innerkörperlichen Chakren (Energiezentren) des Menschen verweisen, die er vor der Zeitenwende öffnen konnte. Erst die Gebr. Grimm ersetzten diese Symbolik durch dreizehn Feen und passten die Botschaft im Märchen so an das zunehmende erwachende Bewusstsein der kommenden Menschengenerationen der 20ten und 21ten Jahrhunderts an, die ihre außerkörperlichen (Hellsinne) Chakren öffnen lernen.



Der Stich der Spindel und ein Tropfen Blut

Hier haben wir hier das 15-jährige Dornröschen, das die Abwesenheit der Eltern nutzt, um Verbotenes zu tun. Die Prinzessin spaltet sich vom (Einheits-)Bewusstsein der Eltern ab und beginnt eigene Wege zu gehen. Sie erkundet unbekannte (verbotene) Räumlichkeiten des Schlosses und landet im Turmzimmer. Dort wird sie von der 13. Fee verführt. Dornröschen benutzt die verbotene Spindel (Sündenfall) mit der sie sich in den Finger sticht. Ein Tropfen Blut fällt auf den Boden und sie selbst in einen tiefen Schlaf.





Immer wenn im Märchen ein Tropfen Blut auf die Erde oder in den Brunnen fällt, ist das ein Sinnbild für den Fall in ein niederes Bewusstsein, einen Schlaf oder den Eintritt in eine nieder schwingende Dimension (Inkarnation auf die Erde). Hier haben wir das klassische Bild des Sündenfalls, in dem Eva sich von der Schlange verführen lässt gegen die Gebote Gottes zu verstoßen, weil sie selbstständig (frei) werden möchte. Sie möchte also aus einer autoritären Führung in die Selbstermächtigung (Eigenverantwortung) finden.

In dem Eva oder in diesem Fall Dornröschen die erste eigene Entscheidung ohne die nötige Erfahrung trifft, wird sie vom Schutz der Eltern getrennt, verletzt sich und wird von den Folgen ihrer Entscheidung (Schlaf) eingeholt, ohne die Fähigkeiten zu besitzen, sich selbst daraus befreien zu können.



Die Hochzeit

Das dramaturgische Gegenstück zum Tropfen Blut ist der Kuss, der immer zum Erwachen und zur Erlösung führt, den Fluch also aufhebt. Im Märchen führt er die schlafende Prinzessin mit dem furchtlosen Prinzen zusammen.

Das starke Bild des Kusses symbolisiert die Wiedervereinigung der männlichen Seelenanteile mit den weiblichen Seelenanteilen und führt zur inneren Mitte, dem Gleichgewicht und zu einer neuen Einheit. Diese Verbindung führt also das wieder zusammen, was durch den Sündenfall und den Fluch getrennt wurde. Sie heilt alle Wunden der Spaltung.

Die Heirat begründet eine Hochzeit (hohe Zeit /Goldenes Zeitalter/Fülle). Durch sie vergrößert sich das Königreich und alle leben glücklich bis in alle Ewigkeit (keine Inkarnation mehr) oder bis an ihr (Lebens-)Ende.


Die letztere Formulierung zieht meist noch den Zusatz nach sich Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Sie verweist also in beiden Fällen auf die Unsterblichkeit der Seele.



Das weibliche und das männliche Prinzip

Ein Prinzip ist immer eine geistige Gesetzmäßigkeit und darf nicht mit dem weiblichen oder männlichen Geschlecht verwechselt werden, auch wenn es sich darin zu einem gewissen Teil spiegelt. Bei der Verteilung der Rollen im Märchen geht es weder um den Emanzipationsgedanken noch um Diskriminierung. Dieser Deutungsansatz entspräche einem materialistischen, spaltenden Bewusstsein und keinem spirituellen ganzheitlich verbindendem Bewusstsein.


Warum ist es meist die weibliche Heldin, die in den passiven Schlaf, den Brunnen oder in die Rolle der Halbweisen und Stiefschwester fällt und der männliche Held, der aktiv sucht, überwindet, den Schein oder die Wahrheit erkennt und die Erlösung herbeiführt?

In den Figuren der Prinzessin und des Prinzen sehen wir die Schlüsselqualitäten der gegensätzlichen Pole des Weiblichen Prinzips (magnetisch/passiv/empfangend/umhüllend/Wasser/Erde) und des Männlichen Prinzips (elektrisch/aktiv/agierend/sendend/Feuer/Luft), die spirituell völlig unabhängig vom heutigen Geschlechterkampf existieren. Jeder Mensch, ganz gleich, ob Mann oder Frau, hat weibliche und männliche Seelenanteile.



Aus spiritueller sicht betrachtet, ist es folgerichtig, dass es die Prinzessin ist, die in tiefen Schlaf fällt, weil zur Qualität des Weiblichen eine starke Intuition und Transformationskraft gehört. Das Weibliche ist noch viel stärker an die magischen Fruchtbarkeitkräfte, an unseren innersten Wesenskern, an die göttlichen Liebes- und Herzkräfte angebunden, als das Männliche. Es ist bei oder ins sich und damit ortsgebunden, zuhause. Es brütet und behütet, es transformiert und erneuert in der Stille und Dunkelheit. Es repräsentiert die Erd- und Fruchtbarkeitskräfte und steht für die kreativen Kräfte. Das Weibliche Prinzip bekämpft Widrigkeiten nicht, es hält ihnen innerlich stand. Das Weibliche ruht im Innern, in sich selbst. Es bewahrt was ist und erneuert, was zurückkehrt.


Das Männliche Prinzip, der Prinz, hingegen sucht, erkennt, agiert und erobert. Das Männliche als geistige Kraft repräsentiert die aktiven ausstrahlenden Kräfte der Sonne, des Willens und der Tat. Das Männliche agiert im Außen und sucht dort ständig nach neuen Herausforderungen. Es erschafft sich im Außen ständig neu, um sich in dem Erschaffenen zu erkennen bzw. sich durch es zu definieren. Das Männliche verstreut sich in die Welt, um sich selbst zu finden. Es ruht niemals, es ist Bewegung.



Fazit

Die 3 tiefsten und wichtigsten Erkenntnisse hinter diesem Märchen sind:


  1. dass du sowohl der Prinz wie auch Prinzessin des Märchens bist.

  2. Dass du dich Selbst und deine Bestimmung in dem Moment erkennst, in dem du deine männlichen und weiblichen Seelenanteile ins Gleichgewicht bringst.

  3. Dass Freiheit durch Verbindung entsteht und Unfreiheit durch Spaltung.


Du bist die Heldin und der Held deiner Lebensreise und deiner Bewusstseinsentwicklung. Du bist der, der erwachen darf. Worauf wartest du noch. KÜSS DICH FREI!


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